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25.8.1944: Paris befreit

General Charles de Gaulle hält eine Rede im britischen Rundfunk am Tag der Landung der alliierten Truppen in der Normandie, dem 6. Juni 1944. Als Oberbefehlshaber der freien französischen Streitkräfte beschwört er seine Landsleute die entscheidende Schlacht um Frankreich zu unterstützen, um so schnell wie möglich die französische Republik wiederzuerrichten.

Seit 1940 ist die französische Hauptstadt von den Deutschen besetzt, und es wird noch bis Mitte August 1944 dauern, bis die alliierten Truppen auf Paris vorrücken. Bereits in den Vortagen der Befreiung finden Streiks der Polizei, der Post und der Pariser Untergrundbahn statt, der Hörfunk stellt den Sendebetrieb ein, und am 19. August 1944 rufen die Pariser Befreiungs-Komitees die Bevölkerung zum Aufstand auf.

Ministerien, Zeitungshäuser und Teile der Stadtverwaltung werden besetzt. Mit Straßenkämpfen hinter eilends errichteten Barrikaden setzen sich die Pariser Résistance-Gruppen jetzt zur Wehr.

Kopf der Pariser Résistance und entschiedener Kommunist ist Henri Tanguy alias Colonel Rol. Rol und die Kommunisten haben einen allgemeinen Aufstand in Paris zum Ziel, um die politische Macht zu übernehmen, bevor die französischen und alliierten Streitkräfte die Stadt erreichen und befreien können.

General von Choltitz ist seit dem 7. August 1944 deutscher Kommandant von Groß-Paris. Hitler überträgt ihm umfassende Vollmachten, um die Stadt zu verteidigen und sie vor ihrer Aufgabe zu zerstören. Von Choltitz gelingt es, die ständig drängender werdenden Befehle Hitlers, nur verbrannte Erde zurückzulassen, zu umgehen.

Er bittet den schwedischen Generalkonsul in Paris, Raoul Nordling, zu den vorrückenden Alliierten durchzudringen, um sie zur Eile anzuhalten und damit die Kapitulation der Nazis zu beschleunigen.

Auf Anregung von Raoul Nordling nimmt General von Choltiz bereits am 19. August Kontakt mir der Résistance auf. Aber Raoul Nordling erleidet kurz vor seiner Abreise einen Herzanfall. Von Choltitz hat den benötigten Passierschein auf den Namen R. Nordling ausgestellt. So erfüllt jetzt der Bruder von Raoul, Rolf Nordling, diese riskante Aufgabe.

General Leclerc hatte sich Charles de Gaulle angeschlossen und führt die zweite Französische Panzerdivision an, die ab dem 23. August 1944 eilends auf Paris vorrückt. Bereits am 24. stehen Truppeneinheiten in den westlichen Vororten der Hauptstadt. Am 25. August nachmittags nimmt Leclerc zusammen mit Colonel Rol die Kapitulationserklärung von General von Choltitz in der Pariser Polizeipräfektur entgegen.

De Gaulle erreicht ebenfalls am 25. August 1944 Paris und hält am Abend eine Rede vor dem Rathaus. Er beschwört die Leiden eines durch die Besatzung gemarterten Paris und weist zugleich in die befreite und selbst bestimmte Zukunft der Stadt.

Am folgenden Tag, dem 26. August 1944, nimmt de Gaulle an der triumphalen Parade der zweiten Französischen Panzerdivision unter General Leclerc teil. Vom Triumphbogen geht er durch die Stadt die Champs Elysées hinunter. Er setzt seinen Weg bis zur Kathedrale Notre Dame fort.

Die Pariser begrüßen die Befreier mit Begeisterung. Dieser Gang durch die Stadt ist auch für den General nicht ohne Risiko. Heckenschützen feuern immer wieder aus dem Hinterhalt, aber de Gaulle weigert sich, seinen Weg zu unterbrechen und schreitet aufrecht durch die Straßen.

In der Kathedrale wird das "te deum" weiter abgehalten, obwohl sogar innerhalb der gotischen Mauern geschossen wird. Woher die Heckenschützen kamen, bleibt unbekannt. Zwei von ihnen werden an anderer Stelle in der Stadt gefasst, können aber nicht mehr verhört werden, da die außer Kontrolle geratene Bevölkerung sie an Ort und Stelle tötet.

Manche schreiben die Schüsse den Kommunisten zu, die auf diese Weise de Gaulles Machtübernahme verhindern wollen. Nachgewiesen wird diese Theorie allerdings nicht.

Die Parade der Panzerdivision durch die soeben zurückeroberte Stadt zu führen, soll der Befreiung den Stempel der Bewegung Freies Frankreich aufdrücken und de Gaulles Position als Führer der neuen französischen Regierung festigen. Damit will er auch den kommunistischen Anspruch auf die Macht in Frankreich abwehren. Besonders die Tatsache, dass der kommunistische Résistance-Führer Rol neben General Leclerc Unterzeichner der deutschen Kapitulationserklärung ist, löst den entschiedenen Unwillen von Charles de Gaulle aus.

Die Entschlossenheit, mit der General de Gaulle die Einsetzung einer französischen Regierung betreibt, verhindert maßgeblich, dass Frankreich eine Besatzungszone der alliierten Mächte wird. Am 9. September wird eine Regierung der nationalen Einheit unter de Gaulles Präsidentschaft eingerichtet. Er hat die Mission, die er sich selbst gegeben hatte, erfüllt: Das Land befreien, die Republik wiedererrichten und freie und demokratische Wahlen organisieren.

Und Hitler fragt vergebens am 25. August bei dem deutschen General Jodl nach: "Brennt Paris?"

Autor: Michael Stegemann

© 2004 Kalenderblatt / DW-WORLD.DE

 

 

 

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